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Immobilienmakler auf dem Land – eine Nische, die sich lohnt?

  • Von Jesco Puluj
  • Veröffentlicht 25. April 2017
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Immobilienmakler auf dem Land – eine Nische, die sich lohnt?

Immobilienpreise auf dem Land sind noch erschwinglich, während für Normalverdienende ein Eigenheim in den beliebten Großstädten wie Hamburg oder München nicht mehr bezahlbar ist. Diese Entwicklung ist nicht nur für Wohnungssuchende ungünstig, sondern auch für Immobilienmakler, die in ländlichen Regionen tätig sind. Hier ist nicht nur die Lage ein Faktor für geringe Beliebtheit und sinkende Preise. Die vorhandenen Immobilien in ländlichen Gefilden sind oftmals aufgrund von Instandhaltungsstaus in einem schlechten Zustand, da die vorrangig privaten Eigentümer aus einer älteren Generation stammen. Sie verkennen die Notwendigkeit des Modernisierens und zwingen potenzielle Käufer zu weiteren Investitionen nach dem Erwerb. Das wirkt zweifelsohne abschreckend.

Immobilien auf dem Land

Immobilien auf dem Land

Haus auf dem Land. (c) RicardoKnows, Wikimendia Commons

Mehr Arbeit für weniger Umsatz

Eine Umfrage des Immobilienverband Deutschland (IVD) sagt aus, dass die Anzahl der durchgeführten Besichtigungen von Mietwohnungen in Abhängigkeit zur Einwohnerzahl steht. In Großstädten mit über 500.000 Einwohnern finden mehr Besichtigungen pro Wohnung (9,19) statt als in kleinen Städten mit unter 30.000 Einwohnern (6,7). Daraus geht hervor, dass das Interesse an Wohnraum in größeren Städten deutlich höher ist als in kleinen. Der IVD erläutert weiterhin die Häufigkeit der Vermittlung durch Makler. In Großstädten werden 54 Prozent der Mietwohnungen durch Makler vermittelt, in ländlichen Regionen nur rund 40 Prozent. Zudem gib es in Letzteren nur acht Interessenten pro Wohnung, in der Großstadt hingegen 11,51. Um Wohnraum zu vermieten, ist folglich in Orten mit geringerer Einwohnerzahl, die oftmals ländlich gelegen sind, ein höherer Einsatz notwendig. Darüber hinaus sind in diesen Gegenden die in Großstädten oftmals gängigen, wenn auch wenig beliebten, Massenbesichtigungen kaum möglich. Hier muss der Makler sich Zeit für zahlreiche Einzelbesichtigungen nehmen. Die aufgrund der geringeren Quadratmeterpreise niedrigere Courtage will folglich hart erarbeitet werden.

Je städtischer umso teurer

Laut immowelt.de liegt der durchschnittliche Wohnungspreis in Deutschland im Februar 2016 bei 7,26 Euro pro Quadratmeter. Nicht nur die Einwohnerzahl, auch die Akademikerdichte wirken sich auf die ortsüblichen Mietpreise aus. Hier liegt München laut mietspiegel.com mit einem Quadratmeterpreis von 13,70 unangefochten an der Spitze – zur Freude der vermittelnden Immobilienmakler. Ganz hinten liegt nach dieser Erhebung Bottrop. Das Statistische Bundesamt belegt diese Tendenzen mit durchschnittlichen Kaufwerten für baureifes Land. Die folgenden Beispiele für Werte in Euro stehen exemplarisch:

  • Sachsen-Anhalt: 37,15 (geringster Wert)
  • Brandenburg 74,10
  • Niedersachsen 72,94
  • Hamburg 683,77
  • Berlin 830,38 (teuerster)

Interessant ist zudem die Abhängigkeit der Quadratmeterpreise für baureifes Land und Gemeindegrößen. Der Preis steigt mit der Höhe der Einwohnerzahl. Liegt sie etwa unter 2 000 Personen, so beträgt er durchschnittlich 48,85 Euro. Bei einer Höhe von 50 000 bis 100 000 Einwohnern liegt er bereits bei 141,91 Euro. Die Preisspitze bildet Bauland in Gemeinden mit 500 000 Einwohnern oder mehr: Hier zahlen Käufer im Durchschnitt 807,27 Euro pro Quadratmeter.

Nicht nur Immobilienmakler, die sich auf Vermietung spezialisiert haben, sind von der Abhängigkeit zur Lage der Immobilie betroffen. Auch Verkaufsmakler spüren das Ungleichgewicht. Der IVD veröffentlichte eine Trendeinschätzung zur Immobilienmarktentwicklung 2016. Aus der Umfrage unter 6 000 IVD-Unternehmen geht hervor, dass die Nachfrage nach Wohneigentum noch steigen wird. So gaben 84 Prozent der Befragten an, dass das Interesse an selbst genutztem Wohneigentum insbesondere in den Metropolen und deren Umland noch steigen werde. Als Gründe nennt Michael Schick, Präsident des IVD, den Zuzug sowie die zahlreichen Flüchtlinge. Hier seien vor allem steigende Mieten die Folge. Die höchste Motivation für Selbstnutzer, sich eine Immobilie zuzulegen, sei das das nach wie vor historisch niedrige Zinsniveau.

Die Frage der Lage: Aktueller denn je

Gemäß einer Postbank-Studie, die den Werterhalt oder dessen Steigerung in den Teilen Deutschlands für die kommenden 15 Jahre untersuchte, wird der Run auf die Stadtimmobilien anhalten. Gründe sind, dass junge Akademiker nach ihrem Studium in den Unistädten bleiben: Weil sie sich dort eingelebt oder einen Job gefunden haben. Weiterhin sei das „Häuschen auf dem Lande“ nicht mehr zeitgemäß, da das Pendeln in die nächste Metropole ein zu großer Zeitfaktor ist. Ein weiterer Faktor ist, dass auch Zuwanderer sich verstärkt in Großstädten ansiedeln, wo sich bereits Gemeinschaften der jeweiligen Nationalität gebildet haben. So werden die Immobilienpreise, gleich ob Miete oder Eigentum, in den Großstädten auch bis 2020 hoch bleiben, wovon Makler zweifelsohne profitieren.

Weniger Menschen = weniger Wohnraumbedarf

Die deutsche Bevölkerung schrumpft: Laut Statistischem Bundesamt werden 2020 hierzulande nur noch rund 82 Millionen Menschen leben. Zum Vergleich sind es 2016 noch 81,6 Millionen. Eine geringere Zahl an Menschen braucht auch weniger Wohnfläche. Zeitgleich wächst der Anteil an älteren Menschen, die naturgemäß aufgrund des Umfeldes eher in Städten als leer werdenden Dörfern ohne Infrastruktur leben. So wird der Bevölkerungsrückgang vor allem abgelegene Landkreise treffen. Der Immobilienverband Deutschland rät Maklern, die in ländlicheren Gegenden aktiv sind, ihren regionalen Fokus zu stärken und auszubauen. So können sie sich auf spezielle Kenntnisse der Gegend berufen und Kunden durch Verbindlichkeit und geringere Anonymität für sich und ihr Angebot gewinnen.

Von Gina Doormann

Kommentare

Von Manja Veröffentlicht 18. März 2016 16:16 Reply

Guten Tag,

Ihre Ausführungen sind außerordentlich erhellend und gut recherchiert, aber eine Formulierung hat mich stutzig gemacht, obwohl die Zahlenangaben zu stimmen scheinen:

“ Laut Statistischem Bundesamt werden 2020 hierzulande nur noch rund 82 Millionen Menschen leben. Zum Vergleich sind es 2016 noch 81,6 Millionen.“

Zunächst dachte ich, hier hätten Sie womögich zwei Zahlen miteinander vertauscht, also habe ich beim Statistischen Bundesamt unter https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/GesellschaftStaat/Bevoelkerung/Bevoelkerungsstand/Bevoelkerungsstand.html nachgesehen werden aber tatsächlich 81,5 Millionen Einwohner für 2015 angegeben.

Schaut man sich die Zahlen und Tabellen unter „Bevölkerungsvorausberechnung“ an, ergibt sich auch im Einklang mit Ihren Angaben, das um 2020 herum der Bevölkerungsstand etwas über 80 Millionen betragen wird – und danach eine sukzessive Absenkung zu erwarten sein wird, der auch durch Zuwanderung nicht mehr kompensiert werden kann (offenbar steht sogar ein Abfall unter die 70-Millionen Grenze zu befürchten).

Heißt das, die oben von mir zitierte Bemerkung soll bedeuteten, dass 82 Millionen um 2020 nicht einfach als Stagnation betrachtet werden dürften, sondern (aufgrund weiterer Faktoren wie Überalterung und der sukzessive weiter sinkenden Geburtenraten z.B.) wie ein Verlust gewertet werden sollten? Das fände ich eine interessante Sicht!

Mfg Manja (Immobilienmaklerin Hanau)

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