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Franchise-Systeme für Makler

  • Von OP
  • Veröffentlicht 1. April 2015
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Franchise ist ein System, das beim ersten Hinsehen polarisieren mag, aber auf den zweiten Blick vor allem Existenzgründern gute Chancen bietet. Denn natürlich ist Franchise auch in Berufszweigen fernab von bekannten Fast-Food-Ketten möglich: so auch in der Immobilienbranche.

Der Deutsche Franchise Verband e. V. (DFV) definiert Franchising als ein „auf Partnerschaft basierendes Vertriebssystem mit dem Ziel der Verkaufsförderung.“ Deutsche Bezeichnungen sind „Lizenzvergabe“ oder „Nutzungsrechtverleihung“. Hierbei räumt der Franchisegeber – wie die deutsche Bezeichnung bereits beinhaltet − Rechte, wie etwa das Nutzen seines Corporate Designs und Unternehmensnamens, ein. Im Gegenzug zahlt der Franchisenehmer üblicherweise Eintritts- und Franchisegebühren – in variierender Höhe. In Deutschland gab es gemäß DFV 2013 etwa 76 000 Franchisenehmer, die insgesamt 62,8 Milliarden Euro Umsatz erwirtschafteten. Demnach sind sie eine nicht unerhebliche Größe in der Wirtschaft der Bundesrepublik.

Zusammenarbeit © thodonal

Zusammenarbeit (© thodonal / depositphotos.com)

Der Franchisenehmer ist immer ein Selbstständiger, der eigenverantwortlich agiert. Somit handelt es sich beim Franchising im Grunde genommen um eine dauerhafte Zusammenarbeit von zwei unabhängigen Unternehmen. Jedem der Partner sind also vor Beginn der Kooperation die Bedingungen bewusst, die zudem vertraglich festgehalten werden (sollten).

Franchise für Immobilienmakler

Junge Immobilienmakler, die weder ein eigenes Netzwerk – das für Makler nahezu eine Existenzgrundlage ist – noch einen bekannten Namen besitzen, können Franchise durchaus als Chance für den Sprung in die Selbstständigkeit begreifen. Wer als Franchisenehmer mit einem Franchisegeber zusammenarbeitet, kann von verschiedenen Vorteilen profitieren. In der Regel handelt es sich bei Franchisegebern um Konzerne mit bekannten Namen, die sogar Branchenfremden geläufig sind. Ein Beispiel aus dem Immobiliensektor ist Engel & Völkers. Das Hamburger Immobilienunternehmen wirbt offensiv um Franchisenehmer, denen es Fort- und Ausbildungsmöglichkeiten an der firmeneigenen Akademie bietet. Darüber hinaus dürfen – und müssen – die Gründungswilligen ihr Büro komplett im Corporate Design von Engel & Völkers einrichten. Im Fall eines derart bekannten Markennamens und -images ist diese Auflage jedoch als Vorteil zu werten und dient einem noch unbekannten jungen Immobilienmakler durchaus als Türöffner. Er hat von Beginn an Zugriff auf ein größeres Netzwerk und kann somit bereits früher Erfolge verbuchen.

Unterstützung für Existenzgründer

Ein noch wenig erfahrener Existenzgründer bringt zwar theoretisches Wissen aus seiner Ausbildung zum Immobilienfachwirt oder Ähnlichem mit. Viel Erfahrung hat er jedoch nicht. Als Franchisenehmer kann er auf das Know-how und die Erfahrungswerte seines Franchisegebers zurückgreifen. Diese Möglichkeit minimiert sein Risiko, möglicherweise existenzgefährdende Fehler zu machen, erheblich. Darüber hinaus ist kein Gründungskapital in dem Umfang notwendig, wie es für eine eigenständige Gründung erforderlich wäre. Im wirtschaftlichen Bereich profitieren Franchisenehmer zudem davon, bei Banken eine spürbar höhere Kreditwürdigkeit zu genießen als Gründer, die keinen Franchisegeber im Hintergrund haben.

 

Unterstützung durch Franchisegeber © pressmaster

Unterstützung durch Franchisegeber (© pressmaster / depositphotos.com)

Zusätzlich interessant und vorteilhaft ist sicherlich, dass die Übernahme des bereits bewährten Geschäftsmodells vor falschen Entscheidungen schützt. Dasselbe gilt für den PR- und Marketingbereich. Hier können Existenzgründer die Vorteile professioneller Kampagnen mit hohen Budgets nutzen, die ihrem eigenen Umsatz am Ende des Tages zugutekommen.

Gibt es nur Vorteile für Franchise-Makler?

Selbstverständlich arbeiten Franchisegeber nicht aus purer Großzügigkeit mit diesem System. Für sie bietet die Zusammenarbeit mit vielen selbstständigen Partnern die Möglichkeit einer zügigen Expansion. Die Franchisegeber setzen ihr Geschäftsmodell um, optimieren es kontinuierlich und unterstützen ihre Franchisenehmer mit Know-how, Marketing und ihrem Renommee. Im Gegenzug zahlen die Franchisenehmer eine monatliche Gebühr, die zuvor vertraglich vereinbart wurde. In einigen Fällen, zum Beispiel bei RE/MAX, dem größten Immobiliennetzwerk der Welt, das ebenfalls Franchisegeber ist, ist zudem eine einmalige Einlage notwendig. Wer mit diesem Unternehmen zusammenarbeiten möchte, muss ein Eigenkapital in Höhe von 20 000 Euro vorweisen können. Eine solche Summe kann für den ein- oder anderen gründungswilligen Immobilienmakler bereits eine unüberwindbare Hürde sein.

Unabhängig werden

Zahlreiche Gründe können dazu führen, dass selbstständige Immobilienmakler ihre Zusammenarbeit mit einem Franchisegeber beenden möchten. Beispielsweise sind sie mittlerweile erfahren genug, um auch ohne die Unterstützung durch den bewanderten Franchisegeber Erfolg haben zu können. Oder sie haben das Bedürfnis, ein eigenes Geschäftsmodell zu entwickeln, in dem sie ihre berufliche Persönlichkeit besser zum Ausdruck bringen können. Möglicherweise können sie sich auch mit der Marke ihres Franchisegebers nicht mehr identifizieren. Wenn die Gründe schwerwiegend genug sind, muss eine Möglichkeit gefunden werden, das vertragliche Verhältnis zu lösen. Ist sowieso eine Laufzeit vereinbart worden, dann kann einfach zu ihrem Ende gekündigt werden und die Trennung sollte problemlos möglich sein.

Gab es – was nicht empfehlenswert ist – keinen Vertrag, dann hat keine der Parteien eine rechtliche Handhabe und die Geschäftsbeziehung lässt sich beidseitig einfach beenden. Für Lösungen abseits dieser beiden Möglichkeiten sind besondere Abkommen zu treffen. Sollte eine gütliche Einigung nicht mehr möglich sein, muss das berufliche Ausenandergehen vor Gericht ausgefochten werden.

Franchisenehmer werden – ja oder nein?

Als Franchisepartner zu arbeiten, ist sicherlich nicht für jeden Makler geeignet. Es ist wichtig, sich im Vorfeld alle infrage kommenden Möglichkeiten genau anzuschauen und dann abzuwägen. Wer sich mit den Einschränkungen eines Franchisevertrages arrangieren kann, hat mit diesem Modell gute Möglichkeiten, sich ohne allzu großes Risiko erfolgreich als Makler selbstständig zu machen.

 

Von Gina Doormann, freie Journalistin

 

 

 

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