Seitdem im Juni letzten Jahres das Bestellerprinzip bundesweit gültig wurde, haben sich einige Maklerstartups auf den Markt gedrängt. Sie alle haben vor allem ein Ziel: den traditionellen Beruf des Immobilienmaklers überflüßig zu machen. Wir vom Maklerscout haben uns genauer angesehen, ob sie die Drohung auch nur ansatzweise wahrmachen.
Maklerstartups – eine Bedrohung für die Branche?
Das Bestellerprinzip sorgte letztes Jahr durchaus für Unruhe in der Branche. Viele Makler fragten sich ob ihr Geschäft in Gefahr wäre. Zum einen war die Befürchtung, dass weniger Immobilienbesitzer ihre Dienste in Anspruch nehmen würden; zum anderen drängten einige Unternehmen auf den Markt um die Gunst der Stunde zu nutzen – sogenannte „Maklerstartups“. Nun ist ein Dreivierteljahr seit der Einführung des Bestellerprinzips vergangen und die Lage hat sich deutlich beruhigt.
So ist es natürlich nicht zur großen Krise gekommen. Der Beruf des Immobilienmaklers ist weiterhin ein wichtiger Bestandteil der Branche und die Startups haben sich bis heute nicht durchsetzen können.
Dennoch wollten wir einige dieser Unternehmen genauer unter die Lupe nehmen. Es kann nicht schaden, im Bilde zu sein wie es der Konkurrenz geht und vielleicht kann man ja doch etwas dazulernen. Schließlich ist es nicht zu unterschätzen, dass viele Berufe mit neuen Technologien „aufgepäppelt“ werden und sich sogar die Gewohnheiten der älteren Generationen ändern.
Vendomo
Vendomo wurde Mitte 2015 unter dem Namen RightHome auf den Markt gebracht. Das Unternehmen bezeichnete sich als Alternative zum Makler mit dem Angebot: „Wir vermieten Ihre Wohnung zum Festpreis von nur 499 Euro“. Vendomo verstand sich dabei als Full-Service-Agentur, die fast das ganze Spektrum des Maklerberufs abdeckte: von der Anfertigung von Fotografien über die Exposé-Erstellung bis hin zur Veröffentlichung auf Immobilienportalen.
Gegründet wurde es vom Berliner Inkubator Rocket Internet, der dafür bekannt ist ein Startup nach dem anderen aus dem Boden zu schießen.
Und müssen Makler nun fürchten, dass der Online-Dienstleister ihnen die Kunden stibitzt?
Von wegen! Vendomo ist bereits Geschichte. Das offizielle Statement: „Das Kundeninteresse an Vendomo war sehr groß. Leider haben wir in der Zwischenzeit noch mehr über den Markt gelernt und einige Merkmale machen ihn weniger interessant“.
Als einer der Hauptgründe wurde dabei die Vielzahl der konkurrierenden Startups angegeben. Wir glauben, der wahre Grund ist, dass Rocket Internet einfach zu verwöhnt von den hohen Margen ihrer anderen Unternehmen ist. Mit anderen Worten, sie haben erkannt, dass das Maklern eben doch nicht hauptsächlich Online passiert…
Realbest
Realbest aus Berlin wirkt auf den ersten Blick wie eine weitere Agentur im Stile von Vendomo. Das Unternehmen konzentriert sich auf die Digitalisierung des Immobilienkauf-Prozesses. Allerdings soll der Makler nicht übergangen sondern miteinbezogen werden, ganz im Stile großer Immobilienportale wie Immowelt.
Die Plattform finanziert sich über Provisionen, aktuell kommt der Geldfluss aber vor allem über Venture Capital im Millionen-Bereich. Noch ist nicht abzusehen inwiefern sich Realbest auf dem überfüllten Startup-Markt durchsetzen kann, aber das
Housy
Housy ist ein weiteres Startup, das sich dadurch auszeichnen will den Makler zu ersetzen. Das Motto: „Housy sucht dir deine Wunschimmobilie. Wohnen, wenn andere noch suchen!“. Wer sich bei Housy anmeldet, erhält sofort passende Immobilien-Angebote – direkt vom Vermieter. Die Bewerbung auf die Wohnung erfolgt dann per Online-Profil um lästigen Papierkram zu umgehen.
So vielversprechend das Konzept auch klingt – bislang hat es Housy es nicht geschafft sich auf dem dicht besiedelten Markt der Maklerstartups durchzusetzen. Schließlich hilft auch das beste Konzept nichts, wenn das Angebot an Mietobjekten gering ist…
McMakler
McMakler bietet Maklerdienstleistungen zum Festpreis an – ganz genau wie auch Vendomo es versucht hat. Das Unternehmen brüstet sich damit über 80% gegenüber einem herkömmlichen Makler einzusparen und bezeichnet sich als „Schnellstwachsender Immobilienmakler in Deutschland“
Tatsächlich ist McMakler ist einer der wenigen Startups, die einen deutlichen Wachstum hinsichtlich der Anzahl angebotener Wohnungen verzeichnen kann. Wie dieser Bericht von Gründerszene.de verrät sind es allerdings auch gerade mal um die 200, während andere Startups nicht einmal auf 100 kommen. Für Online-Anbieter sind dies wirklich schwache Zahlen – die größeren traditionellen deutschen Maklerbüros kommen auf deutlich mehr.
Allerdings hat es auch McMakler geschafft einige Wagniskaptialgeber an Bord zu holen. Es ist also nicht von der Hand zu weisen, dass die Investoren der heutigen Generation in das finanzielle Potential von Maklerstartups glauben.
Fazit
Es ist faszinierend zu beobachten mit welchem Eifer sich ein Maklerstartup nach dem anderen auf den Markt wirft. Das dürft wohl auch die größte Schwäche dieser Bewegung sein. Sie ähneln sich alle extrem und nehmen sich unter einander die Marktanteile weg. Dabei ist das Interesse an den Plattformen sowieso noch eher gering. Allerdings sollte man diese Entwicklungen als alteingesessener Immobilienmakler auch nicht ignorieren. Zu richtigen Gefahr können die Startups nämlich werden wenn sie sich zusammenschließen oder wenn sich eine Plattform in großem Stil durchsetzen kann.
Kommentare
Ein weiter Start-Up sollte auch dabei sein. Auch in Berlin: http://www.teamzoffice.de
Sie haben http://www.setting.io vergessen, ein Bürovermittler, der einen Marktplatz für Büroarbeitsplätze bereitstellt. Dann Immodelfin, als Mietwohnungsmakler. Nestpick wäre noch zu erwähnen. Im übrigen erlaube ich mir nach ordentlicher Analyse des Geschäftsmodel zu mutmaßen, dass realbest nicht den Makler abschaffen, sondern unterstützen möchte. M.E. Eines der vielversprechendensten neuen Startups rund um #Proptech